Ein Diversity-Drama, eine Milchtüte, die mehr kann und die Rettung eines Schneemanns.

Der GMK Marken-Mittwoch liefert jede Woche die wichtigsten News aus der Marken-Welt.

Die vergangene Woche in der Markenwelt war eine Woche der außergewöhnlichen Kampagnen. Während beispielsweise SIXT mit einer Blindtext-Headline an die Öffentlichkeit ging, rettet Apple im diesjährigen Weihnachtsspot einen Schneemann. Derweil ist um ALDI‘s Kai Karotte ein kleines Gender-Drama entfacht, gleich drei Marken wollen im nächsten Jahr jünger auftreten, dm bekommt eine Negativ-Auszeichnung und Tetra Pak hat die Milchtüte weiterentwickelt.

„Save Simon“ – warum Apple sich das ganze Jahr schon auf Weihnachten freut.

Der Star von Apples diesjährigen Weihnachtsspot ist nicht etwa der Weihnachtsmann, das Christkind oder besondere Geschenke. Nein, es ist Simon der Schneemann – und zwar der Schneemann aus dem letzten Jahr. Der mit dem iPhone 13 aufgenommene Kurzfilm „Saving Simon“ erzählt die Geschichte eines kleinen Mädchens, welches sich nach Weihnachten nicht von ihrem Schneemann Simon trennen möchte. Kurzerhand wird die Kühltruhe zu Simons neuen zu Hause und beim Campingtrip im Sommer kommt er einfach per Kühltruhe mit. Regie führten die bekannten Regisseure Ivan und Jason Reitman. Für den Apple-Spot arbeiteten Vater und Sohn das erste Mal gemeinsam. Mit dem Spot soll passend zur Weihnachtszeit die Kraft der Familie aufgezeigt werden, der Claim dazu: „To the ones we’ve waited all year to be with“ – was auch ein wenig auf die Corona-Pandemie eingeht. So emotional der ganze Spot auch ist, so gibt es gegen Ende doch ein wenig was zum Schmunzeln, es lohnt sich also bis zum Schluss dranzubleiben. Wie solch ein Film nur mit dem Handy aufgenommen wird, zeigt Apple in einem Making-Of.

Diversity-Drama um ALDI‘s Kai Karotte.

Wie letztes Jahr auch schon ist ALDI‘s Weihnachtsmaskottchen Kai Karotte zurück in den Spots und den Social Media Kanälen des Supermarkts. Doch diesmal ist Kai mit seiner gesamten Familie zurückgekehrt. Erst einmal nichts, was besonders außergewöhnlich klingt. Doch eben diese Familie hat ein kleines Diversity-Drama ausgelöst. Die wmn-Redakteurin Mona Schäffner ist der Meinung, Kai‘s Familie sei eine verpasste Chance und ein Zeichen fehlender Integration und Diversity und schrieb darüber einen Artikel, in welchem sie sogar so weit geht, dass der Spot Homosexuelle diskriminiere. Sie hätte sich beispielsweise eine queere oder eine Patchwork-Familie statt des traditionellen Rollenbildes gewünscht. Daraufhin bekam jedoch wiederum die Redakteurin einen Shitstorm im Internet. User*innen schreiben Dinge wie „Fräulein Schäffer sollte sich mal auf ihren Geisteszustand untersuchen lassen! Ich bin schwul as can be und was eine Möhren-Kernfamilie so treibt, ist mir völlig wumpe! […]“ oder „Hat eure Redaktionsleitung Mona Schäffner die Möhrenfamilie/Karottenfamilie nach ihren Geschlechtern und Pronomen gefragt oder hat sie einfach die gender assumed?“ Ein kontroverses Thema also, welches auch aufgrund einer harmlos wirkenden Karottenfamilie hochkochen kann.

Wie Mercedes die junge Zielgruppe erreichen möchte.

Um sich jungen Käufer*innen anzunähern, hat Mercedes ein Gebrauchtwagen-Abo ins Leben gerufen. Für das Abomodell von „Junge Sterne“ hat sich der Konzern mit „ViveLaCar“ zusammengetan, welche das Marketing und die Abo-Abwicklung übernehmen werden. Mercedes‘ Gebrauchtwagenmarke „Junge Sterne“ gibt es bereits seit 2009.

Lorem ipsum: SIXT wirbt mit Blindtext.

SIXT hat eine Werbung mit Blindtext veröffentlicht – und das gewollt
Bild: SIXT/Twitter

Nein, wir haben nicht vergessen, unsere Headline einzusetzen – diese etwas andere Überschrift kommt von der Marke SIXT, die bekannt für ihre außergewöhnlichen und frechen Werbeanzeigen ist. Diesmal scheint aber auch der Redaktion der Witz gefehlt zu haben – und kurzerhand wurde daraus der Witz gemacht. „Da fehlen selbst uns die Worte“ prangt unter dem berühmten Blindtext „Lorem ipsum dolor sit amet“, mit welchem SIXT für die Miete eines BMW 3er wirbt. Wir sind ja nicht oft sprachlos, aber…“ schreibt SIXT dazu auf Social Media. Medien vermuten, SIXT wolle mit der neuen Werbung von aktuellen Negativschlagzeilen ablenken. In den letzten Wochen war die Marke dafür kritisiert worden, dass seit Jahren versucht würde, eine Betriebsrat-Gründung zu vermeiden.

Negativ-Auszeichnung: Der goldene Zaunpfahl geht an dm.

Das hat die Marke dm sich mit Sicherheit anders gedacht: Eine Auszeichnung ist immer super, doch über den goldenen Zaunpfahl freut sich wohl kaum ein*e Markenmacher*in. Der Negativpreis kritisiert dm’s „offensichtliches Gender-Marketing“, bei welchem beispielsweise pinke Produkte für Mädchen und blaue Produkte für Jungen angeboten werden. „Sag uns, was dein Kind zwischen den Beinen hat, wir sagen dir, welche Schnuller, Spucktücher, Trinkfläschchen und Lätzchen es benutzen soll“, lautet es in der Begründung der Jury. dm hat reagiert und mitgeteilt, dass einige der kritisierten Produkte schon lange nicht mehr im Sortiment seien. „Im Dialog mit unseren Kundinnen und Kunden empfehlen wir stets, sich für das Produkt zu entscheiden, mit dem sich die Eltern und vor allem das Kind am wohlsten fühlt - unabhängig von Farben und Motiven“, so dm-Geschäftsführerin Kerstin Erbe. Zugleich orientiere man sich an den Bedürfnissen der Kundschaft. „So stellen wir in Bezug auf Baby- und Kinderprodukte fest, dass sich die Mehrheit unserer Kundinnen und Kunden für Mädchen und Jungen beispielsweise eine bekannte Farbgestaltung und Gestaltung des Designs wünschen.“ Erbe betonte außerdem, dass es selbstverständlich auch Produkte „in geschlechtsneutraler Farbgestaltung“ im Sortiment gebe.

Neues Design für Sonos.

Die Marke Sonos bekommt ein neues „Look and Feel“. Nicht nur die Website des WLAN-Audio-Pioniers ist neu gestaltet worden, auch der neue Spot kommt mit neuem Konzept daher. Mit dem Redesign soll der Marke mittels lebhafter Farben Frische sowie eine bessere Nähe zur Community verliehen werden.

Telekom: Redesign eines Marken-Klassikers.

Pinke Farbe, Punkte und die berühmten fünf Töne – die Markenidentität der deutschen Telekom ist in viele Köpfen verankert. Jetzt plant die Marke für das kommende Jahr einen Relaunch. Sowohl der Claim als auch das Design der Marke sollen einen Neuanastrich bekommen. Damit soll die Marke jünger gestaltet werden und B2C- und B2B-Geschäft sollen enger zusammenwachsen.

Tetra Pak: Die Milchtüte die mehr kann.

Die bekannteste Verpackung für Milch, O-Saft und Co. hat ein Update bekommen. Die Marke Tetra Pak hat ihre Produkte dem Zeitalter der Digitalisierung angepasst und smarte Verpackungen entwickelt. Mit der „Connected Experience“ können Nutzer*innen dank eines QR-Codes auf der Verpackung mit dem Hersteller des Produktes kommunizieren. Auch Produktinformationen, Gewinnspiele, Quizaufgaben, Selfie-Filter und AR-Elemente können so aufgerufen werden. Zum QR-Code gehört eine Web-App, für welche Tetra Pak das Gerüst mitliefert. Der Inhalt kann dann von den Produkt-Herstellern selbst individualisiert werden. Außerdem gibt es von Tetra Pak Tools zur Auswertung der App, um zu sehen, wer die Inhalte wie und wie lange nutzt. Die smarte Verpackung wird zunächst nur in Südeuropa ausgerollt, nach und nach sollen weitere Länder dazukommen.