Markenkommunikation – Ist Clubhouse eine Chance für Marken?

Netzwerken – ohne geht’s nicht im (Marken)-Business. Untereinander, aber auch mit Kund*innen und Verbraucher*innen. Social Media ist dabei einer die einfachsten Wege, die eigene Zielgruppe genauestens kennenzulernen und sich markenkonform zu positionieren. Doch welche Rolle spielt die neuste Social Media Plattform Clubhouse dabei? Ist die App eine Chance für Marken oder nur ein zu vernachlässigender Trend? Wir schauen genauer nach:

Clubhouse kann eine Chance für Marken sein wenn die App richtig eingesetzt wird

Alles auf Audio.

Anfang des Jahres war es das große Thema: Clubhouse. Die neue Social-Network-App, die innerhalb kürzester Zeit einen regelrechten Hype und hitzige Diskussionen auslöste. Die Audioapp ermöglicht das Besuchen digitaler Räume, in welchen Nutzer*innen an Talkrunden zu bestimmten Themen teilnehmen können. Clubhouse war lange nur nach einer Einladung für Apple-Nutzer zugänglich, seit Mai können jedoch auch Android-User die App nutzen und es wird keine Einladung mehr benötigt. Moderiert von Themenexperten kann jeder, der möchte, etwas zum Talk beitragen oder auch einfach nur zuhören. Alles rein auditiv, ohne Video und ohne jegliche Aufzeichnungsmöglichkeiten. Anfangs nutzte besonders die Startup- und Marketing-Szene die Plattform – doch das Profil wird „breiter“ und auf Clubhouse können sich jetzt auch Unternehmen darstellen, positionieren und orientieren. Die Funktion eines Unternehmensprofil gibt es zwar noch nicht, jedoch legen viele Unternehmen bereits private Profile im Unternehmenslook an oder machen ihre Geschäftsführer*innen und Mitarbeiter*innen zu Marken-Gesichtern auf der Plattform.

Klare Chancen für Marken.

Mit Clubhouse erreichen Marken derzeit vor allem Gründer, Marketing-Experten und Personen aus der Tech-Branche sowie die Generationen Y und Z. So können sie sich bei einer jungen und aufstrebenden Zielgruppe positionieren und sich durch die Nutzung eines solchen Mediums auf Augenhöhe mit Ihrer Zielgruppe treffen. Durch die Talk-Funktion auf Clubhouse werden Marken außerdem nicht nur sichtbar, sondern auch ein Teil der Community. Sie sind nahbar, authentisch und präsent. Alles Attribute, welche vor allem den jungen Generationen bei einer Marke wichtig sind. Doch nicht nur die Nutzer*innen können die Markenmacher*innen kennenlernen. Auch die Markenmacher*innen können die eigene Zielgruppe(n) besser kennenlernen, indem sie gut zuhören: Wie ist der Lebensstil, worauf wird wert gelegt, was sind Motivationen und auf welcher Grundlage werden Entscheidungen getroffen? Diese wichtigen Insights können bei der Gestaltung und Weiterentwicklung einer Marke helfen.

Zudem ist Clubhouse eine optimale Employer-Branding-Plattform, ohne dass offensichtliches Employer Branding betreiben wird – denn direktes Werben ist in den Talkrunden nicht gerne gesehen. Vielmehr stellen Marken sich als attraktiven Arbeitgeber dar, welcher auf den neuesten Kanälen aktiv ist, mit der Digitalisierung geht und offen für Neues ist. Besonders die Generation Z legt hierauf großen Wert. Markenmacher*innen könnten beispielsweise Talkrunden zu ihrer Work-Culture, ihrer Form von New Work oder ihren Werten veranstalten. Auch Insider-Wissen oder ein Einblick in den Unternehmensalltag wirken sehr attraktiv auf potenzielle Mitarbeiter*innen.

Auch in Sachen Marketing ist Clubhouse eine große Chance, welche jedoch mit Vorsicht zu genießen ist. Direkte Werbung kann auf Clubhouse sogar zum Rauswurf aus Talkrunden führen. Hier funktioniert Marketing und vielleicht sogar Akquise wie bei einem lockeren Gespräch beim Abendessen. Die Mitarbeiter*innen der Marke berichten von Ihrem Unternehmen, Ihren Werten und Vorstellungen oder beteiligen sich als Teil Ihrer Marke an Talks  – und die Talkteilnehmer entwickeln ganz automatisch unterbewusst Interesse an der Marke. Zudem haben Marken die Möglichkeit, wiederkehrende Formate und Talkrunden einzuführen oder auf verwandte Audioformate wie Podcasts zu verweisen. So hat es beispielsweise Edeka gemacht, die ihren „ISS SO“-Podcast mit Clubhouse pushen. Die Organisation Viva Con Agua veranstaltet zum Beispiel regelmäßig den „Social-Sunday-Talk“ auf Clubhouse.

Authentizität ist alles.

Dadurch, dass bei Clubhouse alles live ist und nicht aufgezeichnet wird, entsteht schnell eine sehr private Atmosphäre. Außerdem ist die App durch die ausschließlich persönlichen Profile sehr Personen- und nicht Unternehmens-bezogen. Das erzeugt Vertrauen bei User*innen. So können Markenmachr*innen als Teilnehmer*innen mit den richtigen Verhaltensweisen besonders authentisch wirken und damit auch Ihre Marke authentisch machen. Sowohl als Talkveranstalter als auch als Talkteilnehmer*in sollte man dabei authentisch bleiben und zu einem konstruktiven Austausch bereit sein. Zuhören und miteinander sprechen ist hier der Schlüssel. Zudem können Markenmacher*innen in Experten-Talks mit Expertise glänzen. Wer mutig ist, kann auf Clubhouse außerdem Haltung zeigen und Stellung zu großen Themen beziehen. Gerade Diversität und Nachhaltigkeit sind dabei Themen, die Marken für junge Generationen attraktiv macht.

Wer macht es schon?

Neben der schon genannten Marke Edeka tummeln sich mittlerweile einige Marken auf Clubhouse. Darunter Gira, Share Now, WWF, Peek&Cloppenburg, Congstar, Urlaubsguru oder Condor. Dass sich einige Marken noch zurückhalten, liegt vermutlich an den AGB der App. Denn diese untersagen eine geschäftliche oder kommerzielle Nutzung von Clubhouse. Verhält man sich jedoch wie bereits beschrieben eher als Angestellte*r und Repräsentant*in des Unternehmens und verzichtet auf aggressive Werbung, ist die Nutzung von Clubhouse – wie man an den schon existierenden Beispielen sieht – durchaus auch als Marke möglich.

Worauf Marken bei der Nutzung von Clubhouse achten sollten.

Damit die ersten Schritten als Marke auf Clubhouse gelingen, haben wir die wichtigsten Handlungsempfehlungen zusammengefasst:

  1. Marken sollten überlegt an die Clubhouse-Nutzung rangehen und eine Strategie erstellen
  2. Mitarbeiter*innen und Führungskräfte sollten zu Marken-Gesichtern gemacht werden. So sprechen echte Menschen für die Marke. Profilbilder können hierbei gebrandet werden.
  3. Mitarbeiter*innen, welche Clubhouse nutzen, sollten gebrieft werden: wie können sie sich markenkonform auf der Plattform verhalten – Stichwort Internal Branding
  4. Es sollte weder aggressives Marketing noch eine kommerzielle und gewerbliche Nutzung der Accounts betrieben werden
  5. Trotz privater Atmosphäre in den Talk-Räumen sollten Markenmacher*innen professionell bleiben und sich nicht dazu verleiten lassen, aus dem Nähkästchen zu plaudern (wie es schon Politiker*innen und großen Entscheider*innen auf der Plattform passiert ist)
  6. Bei eigenen Talks sollten Marken auf professionelle Moderation achten, um dem Talk Struktur zu geben
  7. Hörer*innen sollten während des Talks immer wieder aktiv abgeholt und zum Austausch motiviert werden
  8. Marken sollten nicht nur Macher*innen, sondern auch Teilnehmer*innen und Zuhörer*innen sein. Sie werden am besten Teil der Community und setzen auf Authentizität
  9. Marken sollten die Chance nutzen, aktuelle Themen anzusprechen und Stellung zu beziehen
  10. Marken sollten auf Clubhouse offen für Kund*innen-Feedback und den offenen Austausch mit User*innen, als auch mit anderen Markenmacher*innen auf der Plattform sein
  11. Marken können Clubhouse auch als Multiplikator für Ihre Social-Media-Präsenz nutzen und auf weitere Social-Media-Kanäle verweisen