Mer losse d'r Dom en Kölle
Erzbistum Köln mit neuem Logo: eine Designkritik von gmk Creative Director Wulf Montigel
Doch der Dom muss weg, entschied das Erzbistum Köln und gestaltete ein neues Logo. An die Stelle des Doms tritt ein Element, das vom historischen Wappen des Erzbistums aus dem 13. Jahrhundert inspiriert sei. Auf die Frage, warum man sich für ein neues Logo samt Corporate Design entschieden habe, antwortet Weihbischof Rolf Steinhäuser der FAZ: „Mit dem neuen Erscheinungsbild möchten wir dazu beitragen, die Wahrnehmung der kirchlichen Angebote vor Ort und des vielfältigen Engagements der Menschen zu fördern.“

Design
Wulf Montigel

Was denke ich als Marken-Designer darüber? Der Kölner Dom ist als Wahrzeichen der Stadt ein generisches Bildelement, das von vielen Marken benutzt wird, die inhaltlich nichts miteinander gemeinsam haben. Außer, dass sie aus Köln stammen. Das Dom Kölsch, der 1. FC – und bis vor Kurzem auch die Stadtverwaltung. Als Differenzierungsmerkmal ist er daher eher ungeeignet. Zumal der Wirkungsbereich des Kölner Erzbistums deutlich über Köln hinausgeht.
Design
Wulf Montigel

Ob man Vielfalt und Zugänglichkeit durch die Verwendung eines Wappens aus dem 13. Jahrhundert erreicht, halte ich für fraglich. Die verwendete Schrift Valizas ersetzt mit ihrer architektonischen Anmutung quasi den Dom, sorgt aber nicht gerade für einen zeitgemäßen Look. Der große Vorteil für das Image des Erzbistums dürfte darin liegen, dass der neue Auftritt völlig frei von sexuellen Konnotationen ist.
Und auch im Zeitmanagement hat die Kirche deutlich zugelegt. Die Designentwicklung dauerte nur sieben Jahre. Für die Anerkennung der Entdeckung Galileo Galileis, dass die Erde nicht der Mittelpunkt des Planetensystems ist, benötigte die Kirche hingegen über 350 Jahre.
Ein moderner christlicher Auftritt ist dem Bistum Essen gelungen: ein Corporate Design mit einer reduzierten Formensprache in frischen Farben, der in diesem Jahr sogar den German Design Award gewonnen hat.