Ein Streit ums Erbe, einer um Eisverkauf und dazwischen ein überdimensionaler Rugby-Ball.
Aufreger, Wiederkehrer und Innovatoren – das beschreibt die vergangene Woche in der Markenwelt wohl am besten. Während der Verkaufsstopp von Eis in Israel für Furore sorgt, wird ein wohlbekanntes Magazin aus den 50ern wiederbelebt, der Piccadilly Circus zur Rugby-Bühne und Dr. Oetker in zwei geteilt.
Vodafone: Wenn der Piccadilly Circus auf einmal bröckelt.
Wenn die Fans nicht zum Sport können, kommt der Sport eben zu den Fans – das hat sich Vodafone gedacht und Rugby ins Herzen Londons geholt. Aufgrund der Pandemie können viele englische Fans nicht zur „British and Irisch Lions Tour“ nach Südafrika reisen, wo einige der besten Rugby-Union-Spieler*innen zu sehen gewesen wären. Vodafone hat deshalb mit „Feel Closer to the lions“ eine beeindruckende 3D-Animation auf die großen Werbetafeln des Piccadilly Circus projiziert. Nachdem dort die Fassade anfängt zu bröckeln, fällt ein großer Rugby-Ball heraus und legt die Spieler*innen frei. Die 3D-Animation ist mit einer „First-of-a-kind“-Technologie gestaltet und kann damit optische Täuschungen, wie den auf den Bürgersteig fallenden Ball herbeirufen.
Brisanter Boykott: Ben & Jerrys stoppt Verkauf in Israel.
Die Unilever-Marke Ben & Jerry’s hat schon immer auch politisch Haltung gezeigt und stellt die eigene soziale Verantwortung ganz oben auf die Agenda. Jetzt will die Marke den Verkauf in den israelischen Siedlungsgebieten im Westjordanland und Ostjerusalem zum Ende des Jahres einstellen. Der Grund dafür: Die Marke kann sich nicht mit dem Verkauf ihres Produkts in besetzten palästinensischen Gebieten identifizieren. Das sei nicht mit den eigenen Werten vereinbar. Die Entscheidung stieß jedoch in Israel auf Gegenwind: Die Regierung von Israel kündigte Unilever sogar schwerwiegende „rechtliche und anderweitige“ Konsequenzen an, sollte das Vorhaben umgesetzt werden. „Die Entscheidung von Ben & Jerry's ist eine beschämende Kapitulation gegenüber dem Antisemitismus und der Boykottbewegung BDS. Wir werden nicht schweigen. Über 30 Staaten in den USA haben Gesetze gegen die Boykottbewegung BDS verabschiedet. Ich werde jeden einzelnen Staat auffordern, diese Gesetze gegen Ben & Jerry's anzuwenden. Wenn diese Firma den Staat Israel so behandelt, wird eine Reaktion nicht ausbleiben“, so Israels Außenminister Yair Lapid. Eine Reaktion von Ben & Jerry’s gibt es bisher nicht.
Schrift X ist zurück: Beate Uhse geht mit der Zeit.
Die Marke Beate Uhse legt das Aufklärungsheft „Schrift X“ neu auf. Dabei wird auf Influencer-Marketing gesetzt und das Heft auf Millenials und die Generation Z zugeschnitten. Zuletzt wurde „Schrift X“ in den 50ern produziert und informierte über Themen wie den weiblichen Zyklus und Verhütung. Die neu aufgelegte und als kostenloses E-Paper zu erhaltende „Schrift X“ konzentriert sich nun auf neue Aufklärungsthemen. Dabei setzt die Marke auf Influencer*innen wie Diana zur Löwen, Anna Wilken oder Unmut Özdemir als Gesprächspartner*innen und Gastredakteur*innen. „Ich freue mich, in diesem Heft so mutige, starke und strahlend schöne Frauen an meiner Seite zu haben, mit denen ich ihre Botschaft weitertrage“, so Chefredakteurin Theresa Lachner.
Erbenstreit: Dr. Oetker wird aufgeteilt.
Bereits seit einigen Jahren ist bekannt, dass die Erben von Rudolf-August Oetker sich um ihr Erbe und die Ausrichtung der Marke streiten. Was viele schon vermuteten, ist nun offiziell: die Marke wird aufgeteilt. Unter einer Dachmarke werden die unterschiedlichen Marken und weiteren Unternehmensbestandteile wie etwa die Hotels unter den Erben in zwei Teile aufgeteilt. „Mit dieser Entscheidung überwinden die Gesellschaftergruppen ihre unterschiedlichen Vorstellungen zur Führung und Strategie der Oetker-Gruppe. Eine entsprechende Trennungsvereinbarung ist von allen Eigentümern unterzeichnet worden”, heißt es. Diese soll noch in diesem Jahr in Kraft treten.